
Kommentare sehr erwünscht - zu diesem Dia von Manfred Leippert aus Großengstingen.
Es ist das Haus von Josef und Emma Beck (und ist seitenverkehrt).
ein katholisches Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit und 627 Einwohnern, nur ¼ Stunde von Klein-Engstingen und 3½ Stunden von Reutlingen, wie dieses, in einer sanften Niederung gelegen; Land-Capitel Zwifalten, Revier Lichtenstein, Forstamt Urach. Das Patronat hat die Landesherrschaft. Den großen und kleinen Zehenten bezieht die Herrschaft zu 2/3, die Pfarrey zu 1/3; den Novalzehenten hat die Herrschaft allein; 51 Morgen Wiesen und Gärten und das Pfarrwitthumgut mit 19½ Morgen, nach altem Maaß, sind zehentfrey.
An Gefällen beziehen
der Staat aus 29 Erblehen und aus Zinsgütern:
Geld und zu Geld gerechnete Küchengefälle 145 fl. 48 kr., Dinkel 102 Sch. 2 Sr., Haber 52 Sch. 1 Sri.
Die Heiligenpflege des Orts:
Hellerzinse 6 fl. 4 kr. – Dinkel 12 Sch. 2 Sri., Haber 12 Sch. 2 Sri. Die Meßnerey: Dinkel 6 Sch. 1½ Sri. [137] Durch Vertrag vom 4. Juni 1753 hat die Herrschaft der Gemeinde die Weidegerechtigkeit auf der Ortsmarkung gegen jährliche 200 fl., deßgleichen die besondern herrschaftlichen Weiden gegen jährliche 50 fl. abgetreten. Durch denselben Vertrag wurden die Unterthanen im Ort sämmtlicher Frohndienste entlassen, wofür die Gemeindepflege noch weiter jährlich 200 fl. zu bezahlen hat.
Wenn man die Honauer Steige herauf kommt, so liegen beyde Engstingen wie Zwillinge da, und stellen sich auf den grünen Matten sehr freundlich dar. Die Kirche ist ein hübsches Gebäude, das auf einer kleinen Anhöhe steht und von Zwifalten in den Jahren 1717/19 gebaut worden ist.
Die Bevölkerung hat zwar seit 10 Jahren um 19 Menschen zugenommen, dennoch aber ist Groß-Engstingen derjenige Ort im Oberamt, wo die Sterblichkeit am größten ist. S. S. 43.
Die Einwohner unterscheiden sich in Leben, Kleidung und Sitten auffallend von ihren Nachbarn, eine Wirkung theils der verschiedenen Religion, theils der verschiedenen Herrschaft in früherer Zeit. Ein großer Theil der Einwohner besteht aus Handwerkern, welche für die ganze Gegend arbeiten; übrigens aber mit Ausnahme der Metzger keine Geschäfte von Bedeutung machen. S. o. S. 65 etc. Der Feldbau ist vernachlässigt, und es herrscht hier nicht der Fleiß, wie in Klein-Engstingen; der Ort steht auch nicht zum besten; manche Güter haben gar keinen Werth, und selbst die Häuser gelten hier ¼ weniger, als in Klein-Engstingen. Unglücklicher Weise ist der Ort überdieß noch 5 Jahre lang hintereinander mit Wetterschlag heimgesucht worden, wodurch die Verarmung sehr hoch stieg. Indeß soll sich ganz neuerlich der Zustand wieder bessern. Seit 1822 ist hier auch eine Industrie-Anstalt für Kinder errichtet, welche guten Fortgang hat. Der Ort hat 4 Krämer- und Viehmärkte, die aber unbedeutend sind. Bey dem Orte befindet sich ein Hungerbrunnen, s. o. S. 21.
Groß-Engstingen kam erst i. J. 1751, durch Beendigung eines langen Streits, von Zwifalten an Würtemberg. Zwifalten [138] hatte den Ort mit der ganzen Herrschaft Engstingen, wozu außer Groß-Engstingen Güter und Rechte zu Klein-Engstingen, Meidelstetten, Honau und Unter- und Oberhausen gehörten, im Jahr 1694 von dem Bisthum Chur, für 90.000 Gulden gekauft. Früher besaßen die Herrn von Neuhausen die Herrschaft als Churisches Lehen, bis sie im Jahr 1635 ausstarben, worauf der Bischof von Chur sich in eigener Person zu Groß-Engstingen huldigen ließ und die Herrschaft als „jetzt regierender Herr vor sich selbst,“ in Besitz nahm.
Es ist wahrscheinlich, daß die Herrschaft durch den Bischof Hartbert, den wir oben S. 5. 122. 130. durch die Urkunde des Kaisers Otto IV. kennen gelernt haben, an Chur gekommen, und daß dieser Hartbert ein Herr von Engstingen gewesen sey. Ein Conrad von Engstingen kommt noch in einer Urkunde vom Jahr 1292 als Zeuge vor.[30] Noch sind auch die Ruinen eines ansehnlichen Schlosses in Groß-Engstingen vorhanden, wo ohne Zweifel die alten Herrn von Engstingen ihren Sitz hatten, wie ihn später die Herrn von Neuhausen und nach ihnen die Churischen und endlich die Zwifaltischen Obervögte darin hatten. Das Schloß wurde erst von Herzog Karl nach der Erwerbung des Orts abgebrochen. Mit dem Schlosse war ein Gut verbunden, das Karl, der die Erwerbung als Kammerschreiberey gut behandelte, an die Einwohner verkaufte.
Ohne Unterscheidung, ob Groß- oder Klein? kommt Engstingen in zwey Urkunden des 13ten Jahrhunderts vor; in der einen schenkt Berthold von Lichtenstein im Jahr 1278 dem Kloster Offenhausen Güter in Ochsenwang, und entschädigt dafür die von Bürglen, von denen er sie zu Lehen hatte, mit Gütern in Angstingen (Engstingen), in der andern schenkten schon vorher Berthold und Albert von Nifen (Neufen) demselben Kloster einen Hof in Engstingen.[31] Ohne [139] Zweifel ist, wenigstens bey der letzten Schenkung, Klein-Engstingen zu verstehen, wo nach den obigen Nachrichten das Kloster Offenhausen mehrere Lehengüter besaß.
ein evangelisches Kirchdorf, Filial von Kohlstetten, mit 426 Einwohnern, in einer sanften Niederung auf der Alp, an der Straße, die von Honau über das Gebirg führt, 3¾ Stunden von Reutlingen; Revier Lichtenstein, Forstamt Urach. Den großen und den kleinen Zehenten und den Heu- und Öhmdzehenten bezieht die Herrschaft zu 2/3, die Pfarrey Groß-Engstingen zu 1/3, den Novalzehenten hat die Herrschaft allein; die Pfarrgüter von Groß-Engstingen und 63½ Morgen Wiesen sind zehentfrey.
Gefälle beziehen:
der Staat aus ehemals Churischen, Kloster Offenhausischen und andern Lehen- und Zinsgütern.
Ferner hat jedes Haus, das einen Rauch hat, 1 Sri. Rauchhaber und eine alte Henne zu liefern.
Die Heiligenpflege des Orts:
die Heiligenpflege Upfingen
Auch beziehen die Stiftungen zu Groß-Engstingen und Trochtelfingen und die Gemeinde-Pflege des Orts kleine Gefälle.
In der Kirche werden alle Sonn- und Feyertags-Gottesdienste [136] gehalten. Klein-Engstingen gehört zu den bessern Alporten. Die Einwohner sind fleißig.
Mitten im Ort quillt eine Mineral-Quelle, welche bey allem sonstigen Wassermangel auch in dem heißesten Sommer nicht vertrocknet; sie gehört zu den Sauerwassern. S. S. 35.
Als man im Jahre 1580, wo diese Quelle entdeckt wurde, zugleich an einer andern Stelle nach einem Brunnen grub, fand man 2 Särge, einen vermoderten hölzernen und einen eisernen, der noch ganz neu aussah und Gebeine nebst einem Silbergeräthe enthielt. Crusius, der diese Nachricht gibt, vermuthet, daß eine Capelle der Freyherrn von Engstingen an dem Ort gestanden habe, ohne jedoch von diesen Freyherren selber irgend Etwas beyzubringen.
In dem Pfullinger Kellerey-Lagerbuch von 1555, und auch in andern alten Dokumenten wird Klein-Engstingen Frey-Engstingen genannt. Geschah dieß wohl, weil Groß-Engstingen weniger frey war? oder weil es dem Gerichtszwange der andern Pfullinger Orte nicht unterworfen war?